Virenschutz

Es gibt Menschen, die aus Unwissenheit, Unkenntnis oder aus der falschen Einschätzung heraus „ich habe ja keine wichtigen Daten auf meinem Computer“ kein Virenschutzprogramm auf ihrem Rechner installiert haben. Zumindest auf einem Windows-Computer ist das sträflicher Leichtsinn!

Bei einem Schädlingsbefall, für den manchmal schon der Besuch einer verseuchten Internetseite reicht, sind nicht nur die eigenen Dateien in Gefahr, auch Anmeldedaten für Webseiten, Emails und Kontaktdaten sind damit für die kriminellen Hintermänner des Angriffs offengelegt. Selbst wenn „nur“ Ihre Emailadressen gestohlen werden um sie zum Versand von Spam oder Malware zu verwenden, führt das zu einer dauerhaften Belästigung und Gefährdung all Ihrer Freunde und Kontakte. Wenn ein Betrüger Ihre Emails lesen kann, ist es ein Leichtes, Ihre Freunde durch gefälschte Hilferuf-Mails abzuzocken. Es wird auf Sie zurückfallen, so etwas durch Leichtsinn oder Gleichgültigkeit ermöglicht zu haben. Wenn Sie unter Missachtung elementarer Sicherheitsmaßnahmen unbeabsichtigt infizierte Dateien per Email verschicken und dadurch einen Schaden verursachen, können Sie dafür unter bestimmten Umständen sogar in Haftung genommen werden.

Viele Computerschädlinge werden übrigens nicht sofort nach dem Befall aktiv, Sie merken daher eine ganze Weile, oder vielleicht sogar nie etwas davon. De facto gehört Ihr Computer aber jetzt nicht mehr Ihnen, denn er kann nach Belieben ferngesteuert manipuliert werden, und bei allem, was Sie auf Ihrem Computer tun, können Dritte mitlesen, wenn der Schädling dafür programmiert ist. Ihr Rechner wartet ab jetzt im Hintergrund auf  Befehle, zum Beispiel um gleichzeitig mit tausenden anderen befallenen Rechnern einen Computerangriff zu starten, oder eine weitere Schadsoftware unbemerkt herunterzuladen. Der Angriff geht dann von Ihrer IP-Adresse aus, damit können die Hintermännern ihre Identität verbergen.

Mit der Reinigung oder der Neuinstallation des Rechners nach einem Befall ist es übrigens nicht getan. Moderne Computerschädlinge sind derart clever programmiert, dass sogar ausgewiesene Computerspezialisten nicht sicher sein können, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgeht. Streng genommen müsste jeder infizierte Computer vollständig gelöscht und neu installiert werden – wobei selbst das schwierig ist, denn Schädlinge können sich auch im Speicher, dem BIOS oder versteckten Bereichen auf dem Datenträger verstecken und überleben damit sogar eine Neuformatierung der Festplatte. Oberstes Ziel muss daher sein, jede Infizierung von vornherein zu verhindern.

Virenscanner für Windows

Microsoft Windows steht im Ruf, für Computerangriffe besonders verwundbar zu sein. Zwar hat Microsoft in Sachen Computersicherheit in den letzten Jahren erheblich aufgeholt, dennoch liegt aber bereits in der großen Verbreitung dieses Betriebssystems ein wesentliche Gefahr. Da es bei den meisten Schädlingen darum geht, möglichst viele Computer zu befallen, ist es nur natürlich, dass sich die Schädlingsautoren auf das Betriebssystem mit den meisten potentiellen Opfern konzentrieren, und das ist mit weitem Abstand Microsoft Windows.

Wer unter Windows keinen Virenscanner installiert, ist allerdings nicht ganz schutzlos. Wenn Windows keinen installierten Virenscanner erkennt, wird im Hintergrund der Microsoft Defender aktiviert, ein rudimentäres Virenschutzprogramm, das allerdings nur auf wenige Bedrohungen reagiert. Da es beim Defender keine Bedienoberfläche gibt, die auf einen Blick die Aktualitiät des Scanners und dessen Betriebszustand erkennen lässt, ist das für den Alltag als Schutz nicht ausreichend.

Virenscanner für Android

Android ist aufgrund seiner rigiden Rechtevergabe deutlich weniger angreifbar als Windows, zumindest solange man sein Smartphone nicht rootet und nicht den eingebauten Schutz vor der Installation von Apps aus fremden Quellen abschaltet. Viel wichtiger als ein Virenschutz für Android Smartphones und Tablets sind regelmäßige Android-Updates, die aber leider selbst von den Hardware-Herstellern wie Samsung, LG oder Huawei nur sehr schleppend, wenn überhaupt, ausgeliefert werden. Dadurch, dass die meisten Anwendungen nicht wie bei Windows durch Anklicken eines manipulierbaren Setup-Programms erfolgen, sondern nur über den App Store von Google (Play Store), auf dem alle Apps bereits eine gewisse sicherheitstechnische Vorprüfung erfahren, ist die Gefahr einer Infektion begrenzt. Von Google-Mitarbeitern gibt es Äußerungen, dass für 99% aller Android-Nutzer ein zusätzlicher Virenschutz nicht erforderlich sei. Die Antiviren-Hersteller wollen in erster Linie ihre Software verkaufen, daher ist von ihnen natürlich das Gegenteil zu hören.

Virenscanner für Mac OS-X

Ähnlich wie bei Android sind Apple-Computer weniger angreifbar als unter Windows, Es gibt Virenscanner für Mac OS-X, aber auch hier streiten sich die Geister ob deren Einsatz zwingend notwendig ist.

Virenscanner für Linux PCs

Linux-PCs sind vor allem wegen der vergleichsweise geringen Verbreitung am Markt kaum Ziel typischer Angriffe, wie man sie unter Windows kennt. Ob sie sicher sind, hängt vor allem vom Engagement und der Qualifikation der Person ab, der sie installiert. Bei aktuellen Linux-Distributionen  werden entdeckte Sicherheitslücken (Exploits) meist sehr schnell durch automatische Updates behoben. Allerdings gilt das meist nur für etwa zwei Jahre nach Erscheinen der jeweiligen Linux-Version. Um danach auch weiterhin geschützt zu bleiben, muss man auf eine neue Linux-Version migrieren, was für einen Laien schwierig ist. Bei ausreichend gesicherten Linux-PCs ist in der Regel nur dann ein Virenscanner nötig, wenn man z.B. fremde Dokumente und Dateien säubern möchte, um nicht versehentlich infizierte Objekte weiterzugeben. Es geht hier also eher darum, Dritte nicht zu gefährden, als selbst befallen zu werden.

Nachteile und Nebenwirkungen

Virenscanner brauchen für ihre Analyse viel Rechenleistung und Speicher, das hat insbesondere auf älteren Computern eine deutlich spürbare Verlangsamung des PCs zur Folge.

Für Privatanwender ist übrigens der kostenlose Virenschutz bekannter Programme wie Avast, Avira, Kasperski, McAfee usw. völlig ausreichend. Die Zusatz-Features der kostenpflichtigen Versionen machen den Computer eher noch langsamer, bieten oft eine unübersehbare Vielzahl weiterer Funktionen, die in dieser Fülle gar nicht benötigt werden, und eher verwirren oder stören als nützen.

Der allerwichtigste Rat aber ist: Installieren Sie unter Windows nicht noch eine zusätzliche Firewall, auch wenn Ihnen das die Hersteller von Antiviren-Software aufzudrängen versuchen. Eine zusätzliche Firewall neben der in Windows eingebauten Firewall ist nicht nur unnötig, sie vermindert sogar die Zuverlässigkeit und ist insgesamt der Sicherheit eher abträglich.

Keinesfalls dürfen Sie übrigens mehrere Antivirenprogramme gleichzeitig installieren, es sei denn, es handelt sich um spezielle Produkte, die explizit als Ergänzung von Virenscannern entwickelt wurden, wie z.B. das beliebte Programm „MalwareBytes“.

Da die Hersteller von Antivirensoftware nicht von ihren kostenlosen Produkten leben können, gehen sie immer offensiver dazu über, die Anwender mit kreativen Methoden zu einem Kauf zu drängen. Ob durch unseriöse Panikmache oder durch hilfreiche Features, wie ein automatisches Update von Software-Utilities wie bei Avast – es läuft immer auf nervige Werbemeldungen hinaus.

Trügerische Sicherheit

Gute Virenscanner können 90 bis 95% aller bekannten Schädlinge erkennen, sind aber für neue Varianten so lange wirkungslos, bis dafür ein Erkennungsmechanismus gefunden und verteilt wurde. Nach dem Besuch von hundert kompromittierten Webseiten ist Ihr Computer also statistisch mit 5 bis 10 Schädlingen infiziert. Wer glaubt, mit einem Virenscanner völlig hemmungslos in den hintersten Winkeln des Internet surfen zu können, hat daher schon verloren. Der beste Schutz ist Ihre persönliche Vorsicht beim Besuchen von Webseiten, dem Öffnen von Emails und beim Einstecken von USB-Sticks. Virenscanner sind wie die Rettungsringe im Hafen: Sie müssen trotzdem selber aufpassen, nicht ins Wasser zu fallen!

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